Finde dein eigenes Ernährungskonzept

Was soll ich essen? Wie viel und wie oft? Und wie soll ich die einzelnen Nährstoffe miteinander kombinieren? Das alles sind Fragen, die wir uns stellen, wenn wir auf der Suche nach dem EINEN Ernährungskonzept sind, das es uns ermöglicht, unser Wunschgewicht zu erreichen, zu halten, lecker zu essen und uns dabei auch noch gut zu fühlen (also nicht das Gefühl haben, ständig zu hungern oder zu verzichten).

green and red healthy food

Wenn ich hier auf dem Blog schreibe, dass ich mich nach dem Eat-Clean-Konzept ernähre, dann heißt das nicht, dass ich alles ganz genau so mache , wie es in den Büchern beschrieben ist (obwohl ich natürlich schon sagen kann, dass ich relativ nah dran bin). Ich habe im Lauf der Jahre gelernt, dass die in der Vielzahl beschriebenen Ernährungskonzepte eben doch nicht immer 100%ig zu mir passen – entweder, weil sie mir nicht die erhofften physischen Erfolge, ergo Gewichtsverlust/Gewicht halten, gebracht haben, oder weil ich mich dabei einfach auf Dauer nicht gut gefühlt habe. Das alles ist aber ein Lernprozess gewesen, bei dem ich viel ausprobiert habe und auch oft genug nicht die Geduld hatte darauf zu warten, ob sich doch noch Erfolge einstellen.

Ich bin mittlerweile zu der Überzeugung gekommen, dass es nicht das EINE Ernährungskonzept gibt, dass für alle Menschen gleichermaßen gut funktioniert. Dafür sind wir einfach zu verschieden und es spielen zu viele Faktoren zusammen, die Einfluss darauf haben, wie das, was wir essen, von unserem Körper verarbeitet wird. Die Wissenschaft hat in der Vergangenheit schon viel in Erfahrung gebracht und wird dies auch in Zukunft weiterhin tun. Aber,sind es letzten Endes nicht immer nur kleine Puzzleteile, die wir verstehen, aber nicht das große Bild, das bei jedem einzelnen von uns entsteht, wenn man die Puzzleteile zusammensetzt? Es ist eben doch keine exakte Wissenschaft, weil noch vieles nicht entdeckt oder verstanden wird, was Einfluss auf die Abläufe in unserem Körper hat. Warum sonst geben die einen Ernährungskonzepte, wie z.B. die Eat-Clean-Diet vor, dass es ideal für Stoffwechsel und Blutzuckerspiegel sei, mehrmals am Tag kleinere Portionen zu essen, während andere Konzepte, wie z.B. Schlank-im-Schlaf, genau das Gegenteil sagen – nämlich, dass es schlecht sei, den Stoffwechsel die ganze Zeit zu beschäftigen, und man nur drei Mahlzeiten essen sollte, mit min. 4 oder 5 Stunden Pause dazwischen? Ich weiß, dass es für mich funktioniert, 5-6 Mal am Tag zu essen. Aber ich kenne auch Personen, für die das 3-Mal-am-Tag-Prinzip gut funktioniert. Wer hat nun Recht?

Es gibt meiner Meinung nach nur ein paar wenige “Ernährungsrundregeln”, die wahrscheinlich für alle Menschen gelten können (in eine ähnliche Richtung gehen auch die “Food Rules” von Michael Pollan), z.B.:

  • Wir müssen alle 3 Makronährstoffe Eiweiß, Fett und komplexe Kohlehydrate und eine Vielzahl von Mikronährstoffen über die Nahrung aufnehmen.
  • Wenn die Energiebilanz ausgeglichen ist, bleibt das Gewicht gleich, wenn sie negativ ist, nimmt man ab, wenn sie positiv ist, nimmt man zu.
  • Wir müssen ausreichend Flüssigkeit aufnehmen (min. 2 Liter am Tag), am besten in Form von Wasser.
  • Die Nahrung sollte zum größten Teil auf pflanzlichen Lebensmitteln basieren (siehe auch die Anmerkung weiter unten).
  • Die Lebensmittel sollten so natürlich wie möglich bzw. so wenig verarbeitet wie möglich verzehrt werden.
    Dadurch fallen z.B. Weißmehlprodukte, weißer Zucker, industriell hergestellte Fette, Fertiggerichte, Softdrinks etc. schon mal raus.
  • Lebensmittel sollen nährstoffreich sein und nicht nur “leere Kalorien” liefern (also nur Kalorien und nichts anderes – wie das eben bei stark verarbeiten Lebensmittel oft der Fall ist).
  • Die Nahrungsaufnahme sollte regelmäßig sein.
  • Dem Körper auf Dauer viel zu wenig Kalorien zuzuführen bewirkt, dass der Körper auf Sparflamme schaltet und den Stoffwechsel runterfährt.
  • Das Frühstück ist notwendig, damit der Körper richtig in den Tag starten kann.

Das sind zwar doch schon wieder einige Regeln, aber sie lassen noch so viel Gestaltungsspielraum! Z.B. bezüglich der Häufigkeit der Mahlzeiten, ob man abends noch Rohkost oder Kohlehydrate essen möchte, ob man Trennkost oder die Paleo-Diät machen will, ob man sich vegan oder vegetarisch ernähren will (siehe dazu auch die Anmerkung unten), ob man mit (viel) Obst gut zurecht kommt, welche Portionsgrößenempfehlung man verwendet, ob man nach einer bestimmten Uhrzeit nichts mehr essen will, ob man kein Getreide essen will usw. usw.

Das alles müsst ihr für euch selbst herausfinden, denn was bei dem einen gut funktioniert, kann für den anderen nicht so gut klappen.
Das Ernährungskonzept zu finden, mit dem ihr auf Dauer und in (fast) jeder Lebenslage gut zurecht kommt, dauert seine Zeit. Ihr braucht Geduld, probiert vielleicht ab und an Dinge, die euch zunächst nicht so zusagen, und wisst am Ende trotzdem nicht für jedes Detail die perfekte Lösung. Ich mache bei meiner Ernährungsweise auch nicht alles richtig und perfekt. Manches ist mir bewusst, manches weiß ich einfach nicht. Aber das ist ok. Es geht nicht um Perfektionismus, denn dieser ist nie zu erreichen. Es geht darum, dass ihr euch gut fühlt, viel Energie habt, gut versorgt seid und nicht das Gefühl habt, euch ständig verbiegen zu müssen, nur um irgendeiner Vorgabe zu folgen. Wenn ihr das Gefühl habt, dass etwas besser sein könnte, dann informiert euch weiter, seid offen für Neues und verändert wieder etwas. Versteht das Ganze als Prozess, denn euer Ernährungskonzept wird sich immer wandeln. Aber es ist wichtig, dass es euer Konzept ist. Ihr bestimmt, wie es aussieht. Wenn ihr euch entscheidet, etwas zu ändern und etwas Neues zu probieren, dann nur, weil ihr das für euch wollt, und nicht, weil jemand anderes sagt, dass das der einzig wahre Weg ist, und man scheitert, wenn man es anders macht. Ihr werdet sehen, dass es euch dann viel leichter fallen wird, bestimmte Dinge wegzulassen oder “Ungewöhnliches” zu essen, wobei andere vielleicht die Augen verdrehen. Es hat mich z.B. nie wirklich gestört, Fleisch und fettige Sahnesoßen wegzulassen oder wie in den letzten Wochen auf Zucker zu verzichten. Natürlich gehört eine gewisse Disziplin dazu, bis man sich “entwöhnt” und umgestellt hat. Aber ohne ein gesundes Maß an Gelassenheit und einer großen Menge Spaß würde es auch nicht funktionieren.

Ich rufe euch daher dazu auf, euer eigenes Ernährungskonzept zu finden mit dem ihr euch gut fühlt, das zu euch und eurem Lebensstil passt, bei dem es euch nichts ausmacht, wenn ihr euch vielleicht außerhalb der “Norm” bewegt, und mit dem ihr leckeres und gesundes Essen für euch zaubern könnt!

Anmerkung:
Wenn ihr euch wundert, dass ich schreibe “Die Nahrung sollte zum größten Teil auf pflanzlichen Lebensmitteln basieren.” und nicht, dass sie ausschließlich auf pflanzlichen Lebensmitteln basieren soll, wo ich doch selber Vegetarier bin und mich sogar oft vegan ernähre, dann möchte ich euch meine Sicht der Dinge erklären:
Das menschliche Verdauungssystem hat sich aus Pflanzenfressern entwickelt. Daher können wir pflanzliche Lebensmittel wunderbar verarbeiten und der Verdauungstrakt funktioniert damit einwandfrei. Wir sind keine Fleischfresser, wie z.B. Hunde oder Katzen. Der Mensch kann jedoch tierische Lebensmittel verarbeiten und daraus Nährstoffe gewinnen. Aber wir sind NICHT dafür ausgerichtet, so viel davon zu verarbeiten, wie aktuell bei uns im Normalfall verzehrt wird. Es ist uns (speziell in den Industrieländern, wo wir ein Überangebot und eine nie da gewesene Auswahl an Lebensmitteln haben) möglich, auf tierische Lebensmittel komplett zu verzichten, da alles wunderbar über pflanzliche Lebensmittel abgedeckt werden kann. Hätten wir kein so großes Lebensmittelangebot über das gesamte Jahr hinweg, sondern z.B. Phasen der Nahrungsmittelknappheit (z.B. wie früher bedingt durch die Jahreszeiten, was speziell Obst und Gemüse trifft) dann könnte es schon sein, dass der Verzehr von tierischen Lebensmitteln sinnvoll ist, um Nährstoffmängeln vorzubeugen (oder um überhaupt genug zu essen zu haben). Ich glaube also nicht, dass Vegetarismus oder Veganismus grundsätzlich gesünder oder idealer sind als eine omnivore Ernährung, in der es aber nur ganz selten Fleisch/Wurst/Fisch/etc. gibt. Auch eine vegetarische/vegane Ernährungsweise kann nur aus Junk Food bestehen und ungesund sein.
Ich selbst bin nicht nur aus gesundheitlichen Gründen Vegetarier, sondern auch z.B. aus Gründen der Ethik und des Umweltschutzes.

6 Comments

  • Wie recht du hast! Super guter Artikel!
    Die Frage mit der Anzahl der Mahlzeiten stelle ich mir auch immer und immer wieder. Momentan fahre ich sehr gut mit mehreren kleineren Mahlzeiten. Es gibt aber auch Phasen bei mir, da brauche ich einfach weniger (z.B. im Sommer wenn es sehr heiß ist).
    Fakt ist auf jeden Fall, dass es nie das 100% richtige Ernährungskonzept ausgedacht von einem Menschen für eine breite Masse gibt. Die Ernährung sollte für jeden immer individuell sein.
    Ganz wichtig ist dabei, dass man auf den Körper hört. Auf was er Hunger hat oder eben auch nicht. Mittlerweile habe ich gelernt, der Stimme zuzuhören. Aber ich höre sie auch leider noch nicht jeden Tag.
    Doch ich bin auf einem guten Weg und nur das zählt!

  • Ich teile genau deine Meinung!
    … in der vergangenen Woche gab es beim TV-Sender BON GUSTO in der Sendung "lecker schlank" auch das Schlank im Schlaf Motto, … dann durch das detoxen mit Vegan und Roh und nun durch die Inspirationen ua von dir mit dem EAT CLEAN Programm … ich war völlig hin und hergerissen und habe mich auch gefragt, wem soll man denn nun Glauben schenken?!
    Für mich selber steht schon seit einiger Zeit fest, dass eine wohlüberlegte und gesunde Abwechslung in der Ernährung mit der ausreichenden Bewegung wirklich das Beste ist. Wenn jeder wieder lernt in seinen eigenen Körper hineinzuhorchen – sei es dem Essen wegen oder des Schlafes zuliebe, dann würde es uns allen wohl besser gehen.
    Wichtig finde ich auch, die Ansätze der anderen "KÜCHEN" zu verstehen und dann einfach zu schauen, was ist für MICH wahres dran. Sei es die warme Suppe, die in Vietnam als Frühstück gegessen wird (weil etwas warmes im Bauch ein gutes Gefühl für den Tag gibt) oder immer einen farbigen Teller (rot, gelb, grün) vor sich zu haben, oder bestimmte Gewürze zu benutzen, die der Verdauung helfen, … es gibt so viele tolle Ideen aus anderen Ländern, … einfach mal was neues probieren und FÜR SICH zurecht schneiden sozusagen.

  • Hey Julia,
    mal wieder ein hervorragender Post, dem ich nur zustimmen kann! Diese Grundregeln, die du aufgeführt hast sind, denke ich, in der Tat diejenigen, die für alle gelten. Das sind auch die einzigen Bestimmungen denen ich rigoros folge, ansonsten versuche ich, was die Menge und Zusammensetzung angeht, täglich auf meinen Körper zu hören.

  • Wow, ein toller Post!!!! 🙂 Ich habe auch seit ca. 1,5 Jahren meine Ernährung auf möglichst unraffiniert und Bio (wo möglich) umgestellt und einiges schon an Ernährungsformen ausprobiert bzw. darüber gelesen.

    Momentan esse ich ca. 5 x am Tag, wobei 2 Mahlzeiten klein sind und nur aus Obst und ein paar Nüssen bestehen. Für mich funktioniert eine eigens zugeschnittene Mischung aus Paleo, Ayurveda und Vollwertkost am Besten :)) Meinen Getreide-Konsum habe ich etwas reduziert zugunsten natürlicher Kohlenhydrate aus Süßkartoffel, Kochbananen, und Hülsenfrüchten, und den Rest gibt es immer als Vollkorn-Variante (wie Reis, Dinkel, Hirse, Buchweizen…) Meine momentanen Lieblingsmehle zum Backen sind Kokos, Mandel und Kastanie *mhmm*

    Dazu gibt´s ayurvedische Gewürze die für meinen Typ (Vata-Kapha) passen, und jeeede Menge Gemüse; mittags gibts seit Monaten eine Riesenschüssel kunterbuntem Salat.

    Vor etwa 1 Jahr habe ich höchstens 1 x die Woche Fleisch gegessen, momentan esse ich ca. 2-3 x Fleisch (aber nur in guter Bio-Qualität) und dazu ca. 2 x Fisch aus nachhaltiger Fischerei, und damit fühle ich mich persönlich super fit 🙂

    Auch die Menge vom Fett habe ich etwas erhöht, nur achte ich auf kaltgepresste unraffinierte Fette wie Avocadoöl, Macadamiaöl, Kokosöl, Leidotteröl… 🙂 Aber wie du denke ich, dass jeder für sich ein passendes Ernährungskonzept finden muss um sich pudelwohl zu fühlen 😉

    Ich habe deinen tollen Blog gerade in meiner Blog-Roll aufgenommen, ich hoffe das ist okay! 🙂

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