Schwups! Schon ist Weihnachten wieder vorbei.
Ich gebe zu, dass ich Weihnachten und die Adventszeit sehr schön finde und diese Zeit zu meinen liebsten im Jahr zählt. Mir fällt es schwer, mich wirklich für einen einzigen Favoriten zu entscheiden, aber die Weihnachtszeit ist ganz vorne mit dabei.
Leider ist sie auch mit ganz vielen Erwartungen und Ansprüchen verbunden: Es soll die schönste Zeit des Jahres werden, in der man viel Zeit mit der Familie verbringt, zur Ruhe kommen kann, das Jahr ausklingen lässt. In der Realität sind die meisten von uns aber im Dauerstress, denn es müssen Geschenke besorgt, Weihnachtsfeiern besucht, Karten geschrieben und möglichst viele Plätzchen gebacken werden. Die Zeit, die doch so besinnlich sein sollte, wird zum Ausnahmezustand und die Weihnachtsstimmung lässt auf sich warten.
Auch wenn ich die Weihnachtszeit sehr gerne habe, so konnte sie bei mir in den letzten Jahren auch oft meinen Erwartungen nicht entsprechen. Ich war um Weihnachten oft krank oder zu sehr mit meiner unglücklichen beruflichen Situation beschäftigt, als dass es wirklich eine schöne Zeit werden konnte. Daher habe ich mich darauf verlassen, dass möglichst viel Weihnachtsdeko und Backen mir darüber hinweghelfen würden.
Doch dieses Jahr war es irgendwie anders. Ich habe schon lange keine so schöne Weihnachtszeit mehr verbracht und kann mich nicht daran erinnern, dass ich überhaupt schon so bewusst in Weihnachtsstimmung war. Und genau das hat mich zum Nachdenken angeregt. Was bedeutet eigentlich diese Weihnachtsstimmung für mich ganz persönlich? Und was hat es mit diesen ganzen Erwartungen an das “perfekte Fest” auf sich, die einen sonst zur Verzweiflung bringen? Denn so ganz ohne Erwartungen bin ich natürlich nicht in die Weihnachtszeit gestartet – und sie wurden auch dieses Jahr nicht alle erfüllt.
Beginnen wir mal mit den ganzen Dingen, die eher im Außen liegen: Weihnachtsdeko, Weihnachtsfeiern, Besuche auf dem Weihnachtsmarkt, Geschenke kaufen, Backen etc.
Da ich letztes Jahr während der Weihnachtszeit gar nicht zuhause war, hatte ich mir vorgenommen, unser Zuhause gleich zu Beginn ins perfekte Weihnachtskleid zu hüllen und aus dem Vollen unseres Dekovorrats zu schöpfen. Fleißig habe ich am ersten Adventswochenende alles aus dem Keller hochgetragen und auch einiges dekoriert. Aber eben nicht alles. Die Girlanden, die sonst immer an die Fenster im Wohnzimmer kommen, wurden dieses Jahr dann doch nicht aufgehängt. Auch die Deko im Flur fiel aus. Anstatt mich aber nur darauf zu konzentrieren, was alles fehlt, habe ich mich an dem erfreut, was da ist: Einige geschmückte Kerzenteller, die beleuchtete Winterstadt am Fenstersims, der Adventskranz, der Kranz an der Wohnungstür und natürlich der Weihnachtsbaum. Für das andere hat es zum Schluss eben nicht mehr gereicht – und trotzdem war es nicht weniger schön. Das selbe gilt fürs Backen: Dazu hat es mir nicht nur zeitlich nicht gereicht. Ich war auch mit den Spekulatius und Dominosteinen zufrieden, die wir vom Supermarkt hatten. Ich war sogar ehrlich gesagt froh, nicht dosenweise Kekse zuhause zu haben, die gegessen werden müssen, damit sie nicht schlecht werden, und habe mich umso mehr über die selbstgebackenen Sachen gefreut, die ich woanders gegessen habe.
Es lohnt sich nicht, immer das volle Programm abzuspielen, wenn es einfach nicht hineinpasst. Eine Lektion, die mich immer und immer wieder vor eine neue Herausforderung stellt. Ich bin eben jemand, der sich zu leicht in das verrennt, was er sich in den Kopf gesetzt hat, ohne zu schauen, ob es dann aktuell immer noch passt. Und zu dieser Lektion gehört eben auch zu lernen, das man die Programmpunkte mal gut, mal weniger gut unterbringt und speziell letzteres nichts schlechtes ist. Das selbe gilt auch für Planänderungen. Natürlich kann man sich lange darüber ärgern, dass einem ein Strich durch die sorgfältige Planung gemacht wurde. Doch kann es dabei auch passieren, dass man vor lauter Ärger ein tolles Erlebnis verpasst, nur weil man sich nicht auf das Neue einlassen konnte (auch das hat mich selbst eine Weile beschäftigt).
Und was ist nun mit dieser Weihnachtsstimmung?
Für mich war sie dieses Jahr ganz stark von der Freude darüber geprägt, Zuhause zu sein und mich auch Zuhause zu fühlen. Ich genieße einfach die Atmosphäre, die durch die vielen Lichter, dem Duft nach weihnachtlichen Gewürzen und Weihnachtsmusik entsteht. Ich finde das sehr gemütlich und heimelig. Ich habe es auch sehr genossen, unser Zuhause durch die Weihnachtsdeko zu verschönern – das habe ich in den letzten Monaten etwas vernachlässigt. Dann war auch die Vorfreude auf die freien Tage und die Festlichkeiten bei mir sehr groß. Ich finde es schön, dass man diese Zeit noch mehr zum Anlass nimmt, sich mit anderen zu treffen – ob das nun Familie, Freunde oder auch Kollegen sind.
Ich habe mich dieses Jahr einfach nicht so sehr daran gestört, dass man bestimmte Dinge macht, weil halt Weihnachten vor der Tür steht. Das mag vielleicht der erste Beweggrund sein, warum man sich bei bestimmten Menschen meldet oder nach einem Geschenk für jemanden schaut. Doch muss das einen doch nicht daran hindern, mehr als eine reine Verpflichtung dabei zu sehen. Man sollte vielmehr dankbar sein, dass der Jahresverlauf einem immer wieder Gelegenheiten gibt, auf andere Menschen zuzugehen. Und nur weil Weihnachten ist, muss es einem damit nicht weniger ernst sein.
Ich nehme mir daher vor, etwas von dieser Weihnachtsstimmung in die kommenden Monate zu nehmen.
Ich möchte darauf achten, dass ich mich Zuhause wohl fühle. Damit meine ich sowohl mein Zuhause im Außen aka unsere Wohnung, das ich liebevoller behandeln möchte, als auch mein inneres Zuhause, das in der Therapie viel Zuwendung bekommt.
Ich möchte mehr auf andere Menschen zugehen. Ich möchte mich öfter bei Freunden und Verwandten melden, die nicht in der Nähe wohnen. Und die Menschen, die in meiner Nähe sind, möchte ich öfter sehen, ohne dass ich das Ausmachen von Treffen als Belastung empfinde.
Ich möchte mir dieses heimelige Gefühl erhalten und öfter bewusst Musik hören, wie ich das mit Weihnachtsmusik so gerne mache.
Ich möchte weiter daran arbeiten, dass an Planänderungen – egal ob sie durch mich oder durch andere geschehen – nichts schlimm ist. Das gilt auch dafür, wenn ich nicht alles schaffe, was ich mir vorgenommen habe.
Und vielleicht kann ich dann nächstes Jahr zur Weihnachtszeit auch ein paar weihnachtliche Stücke auf dem Klavier spielen – dafür hat es dieses Jahr nämlich auch nicht gereicht.