So einfach & so wirkungsvoll! – Meine Erfahrungen aus einem Jahr Meditationspraxis

Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich damit begonnen, regelmäßig zu meditieren. Damals hätte ich nie erwartet, wie einfach und wirkungsvoll Meditieren sein kann! Daher möchte ich heute von meinen Erfahrungen aus diesem ersten Jahr Meditationspraxis berichten und dir Tipps für den Einstieg in die Meditation geben.

Meditationspraxis

1. Einfach in Stille sitzen

Erst einmal geht es um nichts mehr als um das: Einfach in Stille sitzen, im Hier und Jetzt ankommen, die unmittelbare Umgebung wahrnehmen und in sich hineinhorchen. Mich hat früher am meisten abgeschreckt, wie viel Aufhebens um Rituale, Techniken, Equipment usw. gemacht wird, dass ich nicht sehen konnte, um was es eigentlich geht. Vielleicht habe ich mich auch deswegen davon abschrecken lassen, weil ich Angst hatte, etwas falsch zu machen, und dann wäre das Ganze ja sinnlos. Jetzt sehe ich das anders, denn du brauchst wirklich nichts außer deine Zeit, um zu meditieren. Du brauchst kein spezielles Meditationskissen (obwohl das schon ne praktische Sache ist, wenn du dich auf den Boden setzen willst, aber du kannst dich auch einfach auf einen Stuhl, die Couch, die Bettkante oder eine gefaltete Decke setzen), du musst keine spezielle Technik erlernen, du musst auch keine Räucherstäbchen anzünden oder einen Altar aufbauen. Du musst es nicht einmal “Meditieren” nennen.
Doch ich kann dir sagen, dass es sich lohnt, dir so oft wie möglich – am besten täglich – ein paar Minuten der Stille zu gönnen und eine kleine innere Bestandsaufnahme zu machen: Wie fühlt sich mein Körper an, was fühle ich gerade und welche Gedanken gehen mir durch den Kopf? Dabei atmest du ganz normal weiter und – wenn du möchtest – beobachtest du auch deinen Atem. Alles andere – das Mediationskissen, die Techniken wie Visualisierung oder Mantras, Musik usw. – können eine Unterstützung für dich sein, sofern sie sich für dich gut anfühlen, aber sie sind keine Voraussetzung, um meditieren zu können.

2. Meditation wirkt im Hintergrund

Auch meine Erwartungshaltung gegenüber Meditation hat sich im letzten Jahr grundlegend verändert. Als ergebnisorientierter Mensch, der ich nun mal bin, habe ich immer direkt nach einer Meditation auf eine Wirkung gewartet. “Müsste ich mich jetzt nicht besser/entspannter/leichter/energiegeladener fühlen, wenn ich 15 Minuten in Stille gesessen bin?” Da ich am Anfang meiner Mediationspraxis letztes Jahr und in meinen Versuchen in der Vergangenheit in den seltensten Fällen direkt nach einer Meditation eine drastische (positive) Veränderung wahrgenommen habe, war ich sehr skeptisch, ob das überhaupt “funktioniert”.
Nach und nach konnte ich mich davon lösen, eine bestimmte (also möglichst positive) Wirkung zu erwarten. Ich konnte mich mehr und mehr darauf einlassen, dass es in erster Linie um die Bestandsaufnahme geht (siehe Punkt 1). Das hat mir sehr dabei geholfen, am Ball zu bleiben und das Meditieren nicht wieder an den Nagel zu hängen. Dass sich bei mir durch eine regelmäßige Meditationspraxis doch mehr verändert hat, habe ich erst gemerkt, als ich es das erste Mal deutlich habe schleifen lassen. Ich war auf einmal wieder unruhiger, habe schlechter geschlafen und habe gemerkt, wie mein innerer Druck anstieg. Als ich dann wieder häufiger meditiert habe, habe ich bewusst wahrgenommen, wie sich alles wieder entspannt hat. Es ist, als ob man durch Meditation zusätzlichen Raum im Hintergrund schafft, wo Körper, Geist und Seele gemeinsam arbeiten können.

3. Richtig ist, was sich für dich gut anfühlt

Das ist mittlerweile in so vielen Lebensbereichen zu meinem Motto geworden – egal ob in Sachen Sport, Ernährung oder Beruf. Und dieses Motto gilt auch, wenn es um die eigene Meditationspraxis geht. Wenn es sich für dich zur Zeit nicht gut anfühlt, direkt morgens nach dem Aufstehen, geschweige denn täglich zu meditieren, dann mach es nicht. Wenn du beim Meditieren gerne Musik deines Lieblingskünstlers hörst, die nicht gerade “meditationstypisch” ist, dann tu es trotzdem. Wenn es dir schwerfällt bei der Meditation zu sitzen, ohne eine Lehne im Rücken, denn lehn dich zurück oder leg dich hin.
Natürlich hat man mittlerweile herausgefunden, dass manche Dinge für die Wirkung von Meditation besser sein können als andere. Doch was hilft dir das alles, wenn es dich davon abhält, überhaupt damit anzufangen. Mach es für dich zugänglich und schau, was passiert und was du im Lauf der Zeit verändern möchtest. Ich versuche, meine Mediation jeden Tag neu für mich zu gestalten, anstatt nur eine Routine abzuspulen. An manchen Tagen habe ich einfach Lust, auf den Boden zu liegen, auch wenn ich sonst sitzend meditiere. Manchmal will ich mehr Führung bei meiner Meditation, manchmal mehr Stille. Wenn es mir danach ist, nutze ich meine Meditation auch dafür, um ganz bestimmten Gefühlen, Gedanken oder Sorgen auf die Spur zu kommen, anstatt nur zu beobachten. Ich war lange davon überzeugt, dass ich mir diese Freiheit nicht nehmen darf, sonst wäre es nicht richtig. Jetzt weiß ich, dass ich alle Freiheit der Welt habe, wenn es um meine Meditationspraxis geht.

4. Jeder Tag ist anders

Und zwar nicht nur, bezüglich der Art und Weise, wie ich meine Meditation gestalte. Jede Meditation ist eine eigene Erfahrung, denn jeder Tag ist anders. Da gibt es die extremen Meditationserlebnisse – von total erfüllt bis total genervt – und ganz viele “normale” Meditationen dazwischen.
Zu meiner Erwartungshaltung hinsichtlich Meditation gehörte auch, dass ich in einen Zustand komme müsste, bei dem ich das Gefühl habe, von meinem eigenen Körper losgelöst zu sein und in anderen Sphären zu schweben. Doch jetzt erlebe ich in meinen Meditationen vielmehr eine enge Verbundenheit und weniger ein losgelöstes Schweben. Soll das so sein, soll es anders sein? Keine Ahnung. Doch für mich fühlt sich es stimmig an wie es ist, denn ich möchte mir mit Hilfe von Meditationen ja näher kommen, in mich hineinhören und schauen, was grad so los ist, ohne mich zu verurteilen oder etwas zu ändern. Und so nehme ich auch jedes Meditationserlebnis für sich an: Wenn ich mich voller Wärme, Liebe und Energie fühle, freue ich mich natürlich. Doch wenn mein Gedankenkarussell einfach keine Ruhe geben will, dann bin ich erst recht froh um die paar Minuten der Ruhe. Durch sie werden sich nicht nur das Tempo meiner Gedanken verlangsamen, ich kann auch sorgsamer mit mir umgehen, wenn ich weiß, dass da gerade etwas in mir arbeitet.

5. Du musst es einfach machen – für dich und für deine Mitmenschen

Du kannst noch so viele Bücher oder die Erfahrungen von anderen lesen, an einer Sache wirst du nicht vorbeikommen: Es einfach zu machen. Egal wie, egal wann, egal wo, egal wie lange. Selbst 5 Minuten Stille – und sei es direkt vor dem Schlafengehen – werden eine positive Wirkung haben. Und diese Wirkung wirst nicht nur du spüren. Auch wenn du in erster Linie für dich meditierst, behalte auch im Hinterkopf, welche positiven Auswirkungen deine Meditationspraxis für deine Mitmenschen haben kann. Nicht, weil sich deine Mitmenschen verändern, sondern weil du dich verändern wirst. Du wirst gelassener, ausgeglichener, mitfühlender und aufmerksamer werden, wenn du dir so oft wie möglich ein paar Minuten Stille gönnst. Ich merke das v.a. an Tagen, an denen ich im Fitnessstudio viele Kundentermine habe: Wenn ich an diesen Tagen vor der Arbeit meditiert habe, kann ich mich viel besser auf die unterschiedlichen Menschen und ihre Bedürfnisse einlassen. Das motiviert mich sogar zum Meditieren, wenn ich dienstags um 5 Uhr aufstehen muss (mein ganz früher Tag – und ich bin KEIN Morgenmensch, weswegen ich nicht so gerne direkt nach dem Aufstehen meditiere). Ja, mittlerweile bin ich schon eher ein “Morgenmeditierer” als früher. Das liest man ja überall, wie toll es ist, gleich morgens zu meditieren. Aber auch daran musste ich mich erst einmal rantasten.

Ich hoffe, ich konnte dir zeigen, wie einfach meditieren sein kann bzw. wie einfach du es dir machen kannst. Ich kann nur nochmal betonen, wie lohnenswert es ist! Also: Probier’ es aus und berichte mir von deinen Erfahrungen!

PS: Ich nutze immer noch die Meditationsapp Headspace. Sie hat mir den Einstieg auf jeden Fall erleichtert und ich kann sie uneingeschränkt weiterempfehlen.

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