Eine Liebeserklärung an das Essen

Ja, ich gebe es zu: Ich liebe Essen!
Ich liebe einfach alles daran: Mir zu überlegen, was ich kochen könnte; Lebensmittel einzukaufen; zu kochen, zu backen bzw. Essen zuzubereiten; der Genuss, wenn’s schmeckt; die Befriedigung, wenn ich satt bin; das nette Beisammensein; etc.
Nur eins finde ich nicht so toll: das Aufräumen, nachdem ich in der Küche gewütet habe. Zwinkerndes Smiley
Und da ich auch meinen Körper liebe (ja, das tue ich wirklich, trotz all der Makel, die mir nicht gefallen), ist es mir wichtig, was ich esse. Es heißt ja nicht umsonst: Du bist, was du isst.

Ich habe noch nie so ein unbeschwertes und gesundes Verhältnis zum Essen gehabt wie jetzt. Ich kann Essen unbeschwert genießen. Aber ich bin mir auch bewusst, dass Essen ein grundlegendes Bedürfnis ist (ich MUSS essen) und welche Auswirkungen es haben kann, wenn ich falsch und zu viel esse. Ich habe nur ganz, ganz selten ein schlechtes Gewissen bezüglich Essen – und wenn sich das mal bemerkbar macht, dann sag ich mir: “Bist doch selbst schuld, dass du zu viel/zu ungesund/ zu unbedacht/etc. gegessen hast. War doch deine eigene Entscheidung, niemand hat dich dazu gezwungen.” In der Regel weiß ich ja im Vorfeld, auf was ich mich einlasse, wenn z.B. ein Feiertagsessen ansteht. Und ich habe aufgehört, mich deswegen verrückt zu machen, da solche Essen für mich eine Ausnahme darstellen und ich kein schlechter Mensch bin, wenn ich mal weiteresse, obwohl ich eigentlich schon satt bin.

Natürlich war das auch bei mir nicht immer so. Ich habe auch viele Phasen durchgemacht, bis ich gelernt habe, so entspannt mit Essen umzugehen wie heute.

Da war die Zeit als Teenager im Alter von so ca. 13-15 Jahren, wo mich der erste Abnehmwahn überfallen hat. Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, dann frage ich mich echt, wie ich das durchgehalten habe! Und nicht nur ich, sondern auch meine Mitmenschen. Ich bin mit einem Dauerhungergefühl durch den Tag gegangen, um mir abends im Bett bei knurrendem Magen vorzustellen, wie geil es jetzt doch wäre, ein Nusshörnchen zu essen. Und ich habe mir das wirklich bildlich vorgestellt und es in Gedanken geschmeckt. Es gab den Essensentzug und die Fressattacken. Ein Magermilch-Joghurt zum Mittagessen musste ausreichen, wenn ich am Vorabend über die Tortellini-Reste aus dem Kühlschrank hergefallen bin. Nur Übergeben, das konnte ich nie, obwohl ich es mir so oft gewünscht hatte.
Und natürlich war ich dauerhaft schlecht gelaunt: weil ich Hunger hatte, weil ich unzufrieden war mit meinem Körper, weil die Zahl auf der Waage nicht gestimmt hatte, weil ich trotz der harten Arbeit immer noch nicht so aussah, wie ich es mir gewünscht hatte, weil doch noch hier und da “Problemzonen” waren, die nicht wegwollten.
Und was hat das alles gebracht??? Gar nichts. Denn auch als ich endlich mit der Freundin, die mein Vorbild in Sachen Figur war, die Klamotten tauschen konnte, weil mir ihre endlich auch gepasst haben, war ich immer noch unzufrieden. Ich war nicht gut genug, nicht schön genug, nicht beliebt genug. Bei ihr schien es, als ob sie mit Leichtigkeit so dünn sein konnte und ich hatte immer diese Angst, wieder zuzunehmen.
Gott sei Dank hat sich das bei mir nicht zu einer richtigen Krankheit entwickelt. Ich habe irgendwann die Kurve bekommen. Doch sind ein paar Dinge aus dieser Zeit zurückgeblieben. Ich habe z.B. ein “gestörtes” Verhältnis zu Waage, heißt, mein Gewicht in Zahlen auf der Waage zu sehen macht mich nervös, es beeinflusst mich negativ und ich möchte mich nicht davon bestimmen lassen. Daher wiege ich mich heut selten bis gar nicht. Außerdem hasse ich es, dieses ganz schlimme Hungergefühl zu bekommen (das, wo einem ganz schlecht ist vor Hunger), was ich ja damals so liebend gerne ausgehalten habe. Ich habe daher heute immer einen gesunden Snack dabei, sei es ein Apfel oder eine Tüte mit Nüssen.

Die nächsten Jahre waren dann relativ “normal” in Sachen Essen. Natürlich habe ich mich nicht so gesund und bewusst ernährt wie heute, aber ich war um einiges entspannter, wenn es ums Essen ging, als davor. Das Studium war dann ein weiterer Abschnitt, der für mich ein weiterer Schritt in Richtung gesündere Ernährung war.
In den ersten Semestern habe ich etwas zugenommen, was sich jetzt zunächst weniger auf eine drastische Ernährungsverschlechterung zurückführen lässt, denn ich habe einfach so weitergegessen, wie davor auch. Aber ich habe im Unterschied zur Schulzeit keinen Sport mehr gemacht. Da war es ja klar, dass die Pfunde langsam draufkamen. Und nicht nur das: Ich bin auch völlig außer Form geraten. Natürlich konnte meine Ernährung auch eine kleine Optimierung vertragen, denn so gesund ist das Studentenleben wahrhaftig nicht. Ich habe dann während des Studiums noch die Reißleine gezogen, meine Ernährung umgestellt, mit dem Laufen begonnen und abgenommen.
Ich habe mich damals an dem Weight Watchers Points-Prinzip orientiert, ohne jedoch offiziell bei Weight Watchers angemeldet zu sein. Ich bin durch eine Freundin dazu gekommen, die damit gute Erfahrungen gemacht und mir ein paar Infos gegeben hatte, und habe mir daraufhin ein Buch gekauft. Zu den Treffen wollte ich nicht gehen, da ich diesen Gruppeneffekt nicht gebraucht habe. Mit dem Buch hatte ich eine gute Grundlage, um das grundlegende Prinzip zu verstehen und zu lernen, was und wie viel ich essen darf. Ich habe einige positive Dinge, die ich aus der Weight Watchers-Diät mitgenommen habe, z.B. dass es für mich eine gute Lösung ist, 5 Mahlzeiten am Tag einzuplanen, also 3 nicht zu große Hauptmahlzeiten und 2 Snacks, oder dass ich mal nur für mich eine gesunde Kleinigkeit koche, auch wenn mein Freund nichts oder etwas anderes möchte. Ich habe in dieser Zeit auch angefangen, viel mehr Obst, Gemüse und Salat zu essen, was einen großen Einfluss auf mein Wohlbefinden hatte. Was mich im Nachhinein etwas stört ist, dass in den Weight Watchers-Rezepten viel Süßstoff und andere Diät-Produkte verwendet werden und dass nur ein kurz gefasstes Verständnis von einem guten und notwendigen Nährstoffmix vermittelt wird (zumindest soweit ich das mitbekommen habe). Man kann Lebensmittel eben nicht nur auf Punkte reduzieren, auch wenn der Weight Watchers-Ansatz weiter geht, als das reine Kalorienzählen.

Bis dahin hatte ich also schon einiges über Ernährung erfahren und auch rausgefunden, was für mich funktioniert und was nicht. Außerdem habe ich den Spaß am Kochen und Backen entdeckt, was ja nur von Vorteil sein kann, wenn man sich gesund ernähren möchte! Den letzten “Kick” hin zu meiner heutigen Ernährungsweise habe ich vor 1 oder 2 Jahren bekommen, als ich per Zufall über meinen ersten sogenannten Healthy Living Blog gestolpert bin: ohsheglows.com. Die Healthy-Living-Blog-Szene ist in den USA und Kanada wirklich riesig. Die Blogger, zum Großteil Frauen, schreiben über Ernährungs- und Fitnesstipps, veröffentlichen wunderbar gestaltete Rezept mit tollen Fotos und lassen natürlich etwas aus ihrem persönlichen Leben einfließen. Ich bin davon geradezu aufgesaugt worden und habe immer mehr Blogs entdeckt, die ich heute regelmäßig lese. Ich habe so wahnsinnig viel über Ernährung, Nährstoffe, Ernährungsweisen, Lebensmittel etc. gelernt wie nie zuvor. Relativ krasse Ernährungsweisen, wie z.B. Veganismus, machen mir keine Angst mehr, sondern dienen als Inspiration. Ich bin viel experimentierfreudiger geworden und probiere viel Neues aus. Dadurch ist meine Ernährung abwechslungsreich und es wird mir nie langweilig. Das ganze Thema ist viel mehr zu einer Leidenschaft geworden, die aber nicht dazu geführt hat, dass ich durch das viele Kochen und Backen dick geworden wäre. Im Gegenteil: Ich habe gelernt, wie ich noch eine extra Portion Grünzeug reinschmuggeln kann, welches Frühstück mich lange satt hält oder wie man Nussbutter selber macht. Das Ganze ist für mich ein großer Spaß!!! Smiley

Ich habe außerdem gelernt, viel mehr auf meinen Körper zu hören, wenn es ums Essen geht. Habe ich wirklich Hunger oder habe ich z.B zu wenig getrunken oder einfach nur Langeweile? Muss die zweite Portion noch sein, obwohl ich eigentlich schon satt bin? Schmeckt mir das Stück Schokolade überhaupt, wenn ich es jetzt nur so gehetzt runterschlinge? Auf seinen Körper zu hören ist ein ganz wichtiger Aspekt, wenn man langfristig gesund bleiben möchte.

Auch wenn ich das Endgewicht, dass ich durch das Abnehmen im Studium erreicht hatte, auf Dauer nicht halten konnte, so geht es mir heute körperlich besser als je zuvor. Natürlich lebe auch ich nicht die perfekte Ernährungsweise. Es gibt immer noch den einen oder anderen Punkt, den man verbessern könnte. Aber ich mache mir damit keinen Stress. Ich möchte nicht mehr nur Schwarz-Weiß sehen und die Welt der Nahrungsmittel in “Gut” und “Böse” einteilen. Ich teile sie lieber in “Besser” und “Schlechter” ein: Ich versuche, hauptsächlich Dinge zu essen, die besser für mich und meinen Körper sind. Die schlechteren Dinge verbiete ich mir aber nicht (v.a. wenn es etwas ist, was mir schmeckt), sondern lasse sie die Ausnahme sein. Trotzdem kann ich mich dazu entscheiden, dass ich manche Dinge nicht essen möchte, da ich weiß, dass sie mir nicht gut tun. Da fällt mir der Verzicht auch nicht so schwer, da es ein bewusste Entscheidung war und kein Verbot im Sinne von “Das darfst du nicht, denn das ist böse.” Außerdem weiß ich, dass ich nach einem Essensausrutscher bei der nächsten Mahlzeit gleich wieder die Chance habe, es besser zu machen!

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