1 Jahr vegetarisch glücklich

Vor fast genau einem Jahr habe ich hier auf dem Blog verkündet, dass ich fortan nichts vom toten Tier mehr essen möchte.
Auf der einen Seite kann ich kaum glauben, dass schon ein ganzes Jahr vergangen ist. Auf der anderen Seite kommt es mir vor, als ob ich schon viel länger so lebe.

Ich habe meine Entscheidung nie bereut und fühle mich damit einfach gut. Und ich kann zur Zeit auch sehr gut damit leben, dass ich mich zwar zu einem großen Teil, aber eben nicht ganz vegan ernähre. Ob sich das in Zukunft noch ändern wird, das kann ich jetzt nicht sagen und ich habe gelernt, dass es mir nicht gut tut, mich auf irgendwelche “Das muss jetzt für immer so sein”- bzw. “Ganz oder gar nicht”-Aussagen festnageln zu lassen. Ernährung muss Spaß machen und man muss sich dabei wohlfühlen!

Für mich ist “mein” Vegetarismus ganz unterschiedlich motiviert – und ich glaube, das geht vielen anderen genauso. Es stecken sowohl gesundheitliche als auch ethischen Aspekte dahinter. Ich bin davon überzeugt, dass es nicht gesund ist, so viele Produkte tierischen Ursprungs zu essen, wie es im Normalfall getan wird. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass es nicht ungesund ist, wenn man ab und an Produkte tierischen Ursprungs isst, v.a. dann nicht, wenn sie qualitativ hochwertig erzeugt werden. Ich habe etwas gegen Massentierhaltung und der Massenabfertigung im Schlachthof und finde, dass die meisten Fisch- und Fleischprodukte, die man normal im Supermarkt kaufen kann, einfach nur Müll sind, da sie so viele Schad- und Zusatzstoffe enthalten, die man sonst nie im Leben essen würde. Ich bin auch der Meinung, dass die Massentierhaltung unseren Planet viel zu sehr belastet, was wir uns auf Dauer einfach nicht weiter leisten können. Und zum Schluss weiß ich mittlerweile einfach, dass es so viele bessere Alternativen gibt – dazu braucht ihr nur meine Rezepte anzuschauen.

Die Entscheidung, Vegetarier zu werden, war bei mir aber nur ein Schritt in einer andauernden Entwicklung und Auseinandersetzung mit dem Thema Ernährung – und diese Entwicklung ist seitdem nicht stillgestanden. Ich probiere ständig neue (und für manche von euch vielleicht auch verrückte) Dinge aus. Mir macht das unheimlich viel Spaß und ich habe so das Gefühl, mich besser um meinen Körper zu kümmern. Für mich geht es eben nicht nur um eine vegetarische Ernährung, denn auch ein Vegetarier kann sich ungesund ernähren. Mein Ziel ist eine gesunde, ausgewogene und möglichst naturbelassene Ernährung. Ich möchte durch meine Ernährung dazu beitragen, mich körperlich und seelisch gut zu fühlen. Das ist für mich die Hauptmotivation, die hinter all meinen Entscheidungen in Sachen Ernährung steht. Daher kann ich gar nicht genau sagen, dass ich dieses oder jenes nur deswegen neu für mich entdeckt habe, weil ich Vegetarier bin. Ja, ich esse viel mehr Grünzeug als früher, ich experimentiere mit sogenannten Superfoods (Spirulina, Chlorella, Maca etc.), ich habe Tee für mich entdeckt, einen 3-wöchigen Detox durchgezogen usw. – aber all das habe ich nicht gemacht, weil ich Vegetarier bin. Ich mache diese Dinge, um das Bestmögliche aus mir sowie meinem Körper herauszuholen und um möglichst lange gesund zu sein.
Vegetarisch zu leben hat für mich aber trotzdem einen besonderen Stellenwert – das muss ich schon zugeben. Es gibt wenig Lebensmittel, auf die ich so konsequent verzichte, und ich hänge mir auch sonst nicht so gerne ein Etikett um. Doch ich trage mein Vegetarier-Etikett sehr gerne. In 95% der Fälle hat es zu interessanten Gesprächen in Sachen Ernährung geführt. Die meisten Leute interessieren sich für die Beweggründe, werden zum Nachdenken angeregt und fragen mich nach Tipps. Die paar hitzigen Diskussion, die ich in diesem Jahr deswegen hatte, kann man im Vergleich dazu wirklich vernachlässigen.

Ob ich ab und an noch Gelüste habe? Ja, die habe ich. Aber eher, weil mit bestimmten Gerichten Erinnerungen oder bestimmte Anlässe verbunden sind. Und alles lässt sich eben nicht 1:1 vegetarisch nachempfinden. Aber das wird zum Einen immer seltener und zum Anderen schaffe ich einfach neue Erinnerungen/Verbindungen, sodass es immer mehr vegetarische und vegane Köstlichkeiten gibt, nach denen es mir gelüstet. Man muss diesen Umstellungsprozess akzeptieren, denn die wenigsten von uns sind vegetarisch oder vegan aufgewachsen. Wenn man 20, 30 oder mehr Jahre Fleisch gegessen hat, wie kann man dann erwarten, dass es vom einen auf den anderen Tag total problemlos sein soll, darauf zu verzichten? Wenn ihr gerade am Anfang seid, geht also etwas nachsichtiger mit euch um, wenn nicht gleich alles auf Anhieb funktioniert.

Auch wenn ich niemanden belehren oder missionieren möchte, so hoffe ich dennoch, dass ich euch hier auf dem Blog zeigen kann, wie lecker und abwechslungsreich eine vegetarische und vegane Ernährung sein kann. Ich freue mich über jeden, der sich dadurch inspiriert fühlt, etwas experimentierfreudiger in der Küche zu werden und mehr auf sich selbst zu achten.

7 Comments

  • Krass ein Jahr schon! Ich bin zwar kein voller Vegetrarier, aber habe auch manchmal lange Phasen, in denen ich ganz auf tierische Produkte verzichte und denke dann immer wow schon wieder drei Wochen vegetarisch/vegan gelebt. Du hast recht, man muss bei vegetarischer Ernährung auf nichts verzichten und edieren tollen Rezepte inspirieren mich auch immer wieder "veggie" zu essen!

    Liebe Grüße

  • Hallo Julia,
    auch von mir herzlichen Glückwunsch 😉 Ich finde deine Einstellung richtig gut und vor allem finde ich es gut, dass du dich mit der veganen Ernährung nicht so "festnageln" lassen willst, denn mir geht es da ähnlich wie dir. Ernährung muss Spaß machen und mir tut es auch nicht gut, mir selbst zu viele Ge- oder Verbote aufzuerlegen, deswegen ernähre ich mich auch "nur" teilweise vegan.

    Vegetarierin bin ich allerdings schon seit 6 Jahren, wobei das bei mir so ist, dass ich eigentlich noch nie besonders gern Fleisch mochte und es deshalb auch für mich überhaupt kein Verzicht ist. Um so mehr bewundere ich es, wenn Leute auf Fleisch verzichten, die es eigentlich mögen. Also Hut ab an dieser Stelle, find ich super 🙂

    Liebe Grüße,
    Sarah

  • Bei mir ist es nun knapp über 1 Jahr her, seit ich Vegetarier geworden bin und ich habe meine Entscheidung keine Sekunde bereut.

  • Hallo Julia,

    ich stimme voll mit dir überein. Sich zu etwas zwingen, macht keinen Sinn.
    Nicht bei der Ernährung und auch nicht in anderen Bereichen. Man muss es gern
    und aus Herzen machen.
    Ich wünsche dir weiterhin viel Glück und alles Gute.

    Liebe Grüße
    Simon von Vegan Living

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