Mit Gelassenheit durchs Leben gehen

AmEndeWirdAllesGut

Wenn ich an Gelassenheit denke, spüre ich sofort eine gewisse Sehnsucht in mir. Ich sehne mich danach, gelassener durchs Leben zu gehen, denn ich verbinde damit Leichtigkeit, das Hier und Jetzt zu genießen und sich dem Fluss des Lebens hinzugeben.

Gelassenheit ist mir zwar kein Fremdwort, doch konnte ich mich ihr in der Vergangenheit nur dann wirklich hingeben, wenn ich das Gefühl hatte, alles unter Kontrolle zu haben. Jetzt, wo ich das niederschreibe, merke ich selber, dass auch das keine wirkliche Gelassenheit war. Ich konnte auch damals nur ansatzweise erahnen, was sich wohl dahinter verbergen mochte.
Doch dass diese Ahnung da war und mit dieser Ahnung auch die Sehnsucht, hat mir in den ganz dunklen Zeiten Trost gespendet. Es hat mir die Hoffnung gegeben, dass es auch anders gehen kann, dass das Leben nicht immer so anstrengend sein muss, dass man nicht alles bis ins kleinste Detail planen und vorbereiten muss, damit es am Ende gut wird. Nein, man muss sich nicht immer durchbeißen, damit man ein erfolgreiches und zufriedenes Leben hat. Und doch bin ich oft in eine gewisse Verbissenheit abgedriftet, wenn es darum ging, meine Ziele zu erreichen.

Das Interessante ist, dass ich scheinbar nicht nur im übertragenen Sinne oft “die Zähne zusammenbeiße”.  Als ich vorletzte Woche wieder so Probleme mit dem Rücken hatte, hatte meine Physiotherapeutin nochmals an anderer Stelle nach möglichen Ursachen und Auslösern geschaut: An meinem Kiefergelenk. Dieser Körperbereich war bislang noch nicht im Fokus von Physiotherapie- oder sonstigen Behandlungen gewesen. Mein Zahnarzt hat zwar mal festgestellt, dass ich an meinen Zähnen wohl Abnutzungserscheinungen habe, die auf nächtliches Knirschen oder Pressen hinweisen. Doch hat er mir nur eine Bissschiene angefertigt, um meine Zähne vor derartigen Aktivitäten in Zukunft zu schützen. Das Knirschen/Pressen wird dadurch natürlich nicht besser.
Die Physiotherapeutin hat mir aber mit wenigen Handgriffen deutlich (und schmerzhaft) gezeigt, wie verspannt meine Kiefermuskulatur ist. Erstaunlich war auch, dass sie mit einer nur ganz kurzen Behandlung am Kiefer bewirken konnte, dass ich in der Brustwirbelsäule beweglicher in der Rotation wurde. Verrückt, oder? Sie hat mir auch die Frage gestellt, auf was ich denn so rumbeißen muss. Doch ist das für mich nicht die eigentliche Frage. Entscheidender ist doch, WARUM ich scheinbar die Zähne zusammenbeißen muss?

Diese Frage hat dann einiges in mir ins Rollen gebracht. Vom Nicht-Zulassen bestimmter Gefühle übers Zusammenreißen, um eine Situation auszuhalten, bis zum Bedürfnis, möglichst immer an meine Grenzen zu gehen – alles führt dazu, dass ich die Zähne zusammenbeiße, anstatt einfach mal locker zu lassen.
Die wichtigste Erkenntnis aus den letzten Woche zu diesem Thema für mich ist, wie eng Gelassenheit mit Vertrauen zusammenhängt. Wenn dieses Urvertrauen, dass alles gut wird, präsent ist, dann kommt die Gelassenheit von ganz allein. Dann hat man nicht das Bedürfnis, alles kontrollieren zu müssen. Dann kann man sich dem Leben hingeben und zulassen, dass unerwartete Dinge geschehen, die man sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Die ganze freiwerdende Energie, die man sonst in die Verbissenheit investiert hat, kann man dann dazu nutzen, das Leben zu genießen und bewusst wahrzunehmen.

Und das war für mich deswegen so entscheidend, da ich erkennen musste, dass ich dieses Urvertrauen lange nicht zulassen konnte. Ich war der Meinung, dass es nur dann gut werden kann, wenn sich alles ausschließlich und genau nach meinen Vorstellungen und Erwartungen entwickelt. (Hört ihr hier auch den Perfektionismus raus? Somit hätte sich ein weiterer Kreis geschlossen.) Im letzten Jahr durfte ich aber Gott sein Dank schon oft erleben, dass es auch anders geht: Mit weniger Anstrengung und mehr Leichtigkeit klappt es im Leben genauso gut, wenn nicht sogar besser.

Trotzdem ist die Anspannung, die sich in den vielen Jahren in mir aufgebaut hat, noch nicht ganz verflogen. Doch habe ich das Gefühl, dass vieles von dem, was ich da jetzt auch körperlich wahrnehme, aufgestaute Anspannung ist, die ich bis dato noch nicht zulassen konnte. Das muss eben auch erst mal “raus”, will gefühlt und anerkannt werden.

2 Comments

  • Chic ist's hier. Das neue Kleidchen gefällt mir gut 🙂

    Was du zum Kiefer schreibst … ich habe auch damit zu kämpfen und es ist wirklich unglaublich, was dieser alles auslösen kann. Ich hatte bereits mehrfach MRT's – und habe auch immer wieder mit tauben Händen, Sehstörungen und Kopfweh zu kämpfen.

    Mir konnte bisher auch noch keiner die Frage beantworten: Sind es psychische Ursachen, die diese Verspannungen und Verkrampfungen verursachen? Oder bin ich so verpannt – habe Schmerzen, habe Angst – und bin daher auch mental angeschlagen?
    Was war zuerst da? Huhn oder Ei?

    Das mit dem sich Durchbeißen und Zähne zusammenbeißen im wortwörtlichen Sinne sind auf jeden Fall spannende Ansätze!

  • Das Henne-Ei-Problem treibt mich auch immer wieder um. 😉
    Bei den ganzen körperlichen Symptomen, die durch Stress ausgelöst werden können, bin ich auch noch nicht so wirklich weitergekommen. Wie soll ich denn beeinflussen, ob sich mein Körper nachts beim Schlafen total anspannt, weil ich etwas Aufwühlendes träume?
    Man kann Stress und Probleme im Leben nicht vermeiden. Also muss man sich genau anschauen, was sie in einem auslösen und wie man damit umgeht. Das mit dem Zähne zusammenbeißen hatte für mich einen großen Aha-Effekt – doch hat's auch ganz schön gedauert, bis ich dahinter kam. 😉

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