12 Monate Babyglück

Das erste Babyjahr ist vorbei. Adrian ist nun – zumindest offiziell – kein Baby mehr sondern ein Kleinkind. In diesem Jahr hat nicht nur er sich rasant entwickelt und viel Neues gelernt. Auch bei mir hat sich einiges getan. Wenn ich an die Zeit vor einem Jahr zurückdenke, an die ersten Wochen als Mama, kann ich mir jetzt mit ganz viel Verständnis und Mitgefühl begegnen, wo ich damals noch sehr streng zu mir war. Ich bin deutlich gelassener und flexibler. Ich lebe mehr im Hier und Jetzt, habe aber gleichzeitig aufgezeigt bekommen, wo ich immer noch an alten Mustern festhänge.

Bis auf den Schlafmangel, den ich mittlerweile auch viel besser wegstecke, ist mir in diesem Jahr nur Gutes widerfahren.

Daher möchte ich heute meine 12 Erkenntnisse aus dem ersten Mamajahr mit dir teilen.
  1. Die ersten Wochen, nachdem man Mama/Eltern wurde, sind hart – und das ist völlig normal und ok so.
    Da habe ich wirklich lange mit mir gehadert. Ich wollte in diesen ersten Wochen immer etwas sein, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht war – gelassener, erfahrener, entspannter etc. – und konnte dabei gar nicht sehen, was für eine große Leistung wir alle 3 in dieser Zeit vollbracht haben, bzw. war da immer ein „Ja, aber“ in meinem Kopf. Irgendwann war ich selber so genervt davon, denn ich wollte diese Zeit nicht mehr durch diese negative Brille sehen. Die rosarote Brille ist natürlich auch nicht die passende, denn es ist vielmehr eine bunte Brille, denn so viele Gefühle und neue Erlebnisse hatte ich in so kurzer Zeit wahrscheinlich nur, als ich selber auf die Welt gekommen bin, und daran erinnere ich mich nicht mehr.
  2. Babys brauchen viel Körpernähe, daher macht man sich das Leben leichter, wenn man sie trägt – am besten in einer Tragehilfe.
    Damit hätten wir uns die ersten 6 Wochen wirklich deutlich einfacher machen können, denn ab dem Zeitpunkt, wo wir die Tragehilfe (Tuch oder Babytrage) für uns entdeckt hatten, wurde es deutlich entspannter. Aber ich gebe auch ehrlich zu, dass zum Thema Tragen und dem Bedürfnis eines Neugeborenen nach Körpernähe einfach ein völlig falsches Bild hatte.
  3. Jede Familie muss für sich Wege finden, damit sie gut und mit möglichst wenig Stress das alltägliche Leben genießen können – und dabei spielen die Bedürfnisse alle Familienmitglieder rein, auch die der Eltern.
    Die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen, ist in den ersten Babywochen ganz normal. Da sind wir Erwachsenen einfach deutlich flexibler und widerstandsfähiger als ein Neugeborenes, das bei seinen Grundbedürfnissen eigentlich gar nicht kompromissbereit ist. 😉 Aber nach den ersten Wochen ist es auch für die Eltern wichtig, sich wieder nach und nach um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern und diese mit in die Waagschale zu werfen. Und auch da geht’s oft erst einmal um die Grundbedürfnisse wie Schlafen, Essen, Entspannung oder soziale Kontakte. Wenn die aktuelle Schlafsituation dazu führt, dass man als Eltern völlig auf dem Zahnfleisch läuft, dann darf man sich das kritisch anschauen und was ändern. Mir wurde z.B. im Sommer – da war Adrian 6 Monate alt – das häufige Stillen in der Nacht zu viel. Ich habe Adrian bis dahin jedes Mal gestillt, wenn er aus seinem Nachtschlaf aufgewacht ist – also auch, wenn er erst ne Stunde geschlafen hatte. Anfangs war das auch ok, da er nur 2-3 Mal aufgewacht ist. Aber irgendwann ist er immer alle 1-1,5 Stunden aufgewacht und von selbst hat sich das nicht geändert. Das ging über Wochen so. Wir haben dann das Experiment gewagt, dass ich Adrian nur noch 1 Mal pro Nacht stille (Ausnahmen bestätigen die Regel) und siehe da, die Nächte wurden dauerhaft ruhiger. Natürlich ist Adrian nicht nur das eine Mal aufgewacht, aber er hat sich daran gewöhnt, auch anders wieder einzuschlafen. Die Umstellung erforderte eine harte Nacht – das war’s (wenn sich die Lage aber nach ein paar Nächten nicht entspannt hätte, hätten wir das Ganze natürlich nochmal überdacht).
  4. Viele Wege führen ans Ziel (das Ziel ist, dass alle Beteiligten unter den gegebenen Umständen zufrieden sind). 
    Was für die eine Familie klappt, führt bei der anderen zu Stress. Daher gibt es nicht die EINE Lösung. Nicht für ruhigere Nächte, nicht für die Beikosteinführung, nicht fürs Abstillen, nicht für den Kita-Start. Man muss den Mut haben, Dinge auszuprobieren, die Ruhe, um die Veränderung liebevoll zu begleiten, und die Ehrlichkeit sich einzugestehen, wenn’s doch nicht klappt.
  5. Flexibel und offen für neue Wegen zu bleiben, ist die beste Strategie – eigentlich bleibt einem auch gar nichts anderes übrig.
    Babys entwickeln sich im ersten Lebensjahr so rasant und es verändert sich so viel für sie, dass es immer wieder notwendig wird, etwas im Alltag anzupassen. Vieles davon geht fließend, manches steht von jetzt auf nachher an. Da hilft nur: Schnell Abschied nehmen von dem, was bislang funktioniert und sich eingespielt hatte, und die Veränderung willkommen heißen.
  6. Elternsein verbindet unglaublich, das ist wunderbares Gefühl!
    Und da ist es egal, ob ich mit Eltern rede, die schon erwachsene Kinder haben, selbst schon Großeltern sind oder die noch kleine Kinder haben, da ist immer dieses Leuchten in den Augen, das man aber erst so richtig sieht, wenn man selbst ein Kind hat.
  7. Nichts geht über den Austausch mit anderen Mamis, v.a. wenn sie Kinder im selben Alter haben. 
    Meine Mamatruppe hat mir im ersten Lebensjahr oft den emotionalen Hintern gerettet. Keiner versteht die Nöte einer Mama so gut, wie andere Mamas mit Kindern im selben Alter. Mit wem will man sich sonst über Baby-Stuhlgang und den Unannehmlichkeiten des Stillens austauschen?
  8. Die richtige Babyzeit dauert wirklich nicht lange.
    Ich fand, dass Adrian nach 5-6 Monaten schon kein richtiges Baby mehr war. Ich glaube, das lag daran, dass er dann auch mehr Körperspannung bekommen hat und dadurch auf mich nicht mehr so zerbrechlich gewirkt hat. Außerdem hat er zu dieser Zeit schon so viel mit seiner Umwelt interagiert und ist mobiler geworden, sodass ich ihn immer mehr als eigenständige Person wahrgenommen habe.
  9. Im ersten Lebensjahr passiert so viel, da hat man gar nicht so viel Zeit, irgendwelchen Lebensphasen des Babys hinterherzutrauern.
    Und das ist auch gut so, denn jede Lebensphase bringt so viel Tolles mit sich. Außerdem hätte man sonst Schwierigkeiten mit Punkt 5. 😉
  10. Irgendwas ist immer, also ist auch immer alles gut.
    Zumindest lohnt es sich, an dieser Einstellung arbeiten. Wenn nicht gerade ein Entwicklungssprung ansteht, sind es vielleicht gerade die Zähne, eine Erkältung, eine Veränderung im Schlafrhythmus oder beim Essen, was zu unruhigen Nächten oder anhänglichen Tagen führen kann. ABER…
  11. Die richtig schlechten Phasen dauern wirklich nie so lange – bei uns ist der große Spuk meist nach einer Woche vorbei.
    Und in diesen Phasen ist das richtig, was die Lage für alle entspannter macht. Wenn das Baby anhänglich ist, dann wird es eben mehr getragen oder gestillt als sonst, schläft nachts vielleicht wieder mit im Elternbett und nicht in seinem eigenen und als Eltern sollte man jede Möglichkeit nutzen, die eigenen Batterien wieder aufzuladen.
  12. Die Prioritäten ändern sich. 
    Nicht nur, dass da jetzt ein Mensch in mein Leben getreten ist, der mir aufs Neue zeigt, dass meine Liebe unbegrenzt ist und ich immer noch mehr lieben kann, Adrian nimmt auch meine Zeit und meine Aufmerksamkeit in Anspruch, die ich leider nicht unbegrenzt teilen kann.
    Jetzt, wo ich wieder angefangen habe zu arbeiten, stelle ich wieder aufs Neue fest, dass ich nicht alles auf meiner Agenda stehen lassen kann, was dort locker Platz hatte, bevor er geboren wurde. Manches ist ganz von selbst weniger geworden – ich lasse mir z.B. nicht mehr so viel Zeit beim Schminken, habe letzten Winter nicht so viel gestrickt und mache nicht mehr 5-6 Mal pro Woche Sport -, doch bei einer Sache habe ich immer wieder gehadert: Das Schreiben für den Blog. An Ideen hat es mir nicht gemangelt, aber es ist mir immer schwerer gefallen, mir für die Umsetzung dieser Ideen die notwendige Zeit zu nehmen. Ich schreibe bewusst nicht, dass ich dafür keine Zeit mehr habe, da ich glaube, man nimmt sich für die Dinge Zeit, die einem gerade wichtig sind.
    In den letzten Wochen sind mir außerdem 2 Dinge immer bewusster geworden:
    1. Mein Leben ist gerade nur mit Schönen Dingen gefüllt. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht dankbar bin, dass ich ihn erleben durfte, und schlechte Tage habe ich nur, wenn mich der Schlafmangel aus 5 Nächten einholt. Mir fehlt gerade nichts und ich möchte nichts von dem weglassen, was ich gerade mache.
    2. Ich habe zum einen das Bedürfnis nach Rückzug, will nicht mehr den (selbstgemachten) Druck spüren, etwas mit der virtuellen Welt teilen zu müssen, und zum anderen habe ich das Bedürfnis, mich zu 100% auf das einlassen zu wollen, was gerade in meinem Leben ist und dann zu schauen, in welcher Richtung es weitergehen wird.
Das hier wird daher mein vorerst letzter Beitrag auf Balance-Akt sein.

Diesen Schlussstrich zu ziehen war eine schwere Entscheidung für mich, da ich mich von etwas verabschiede, dass mir eigentlich Spaß macht, mir so lange Freude bereitet und mich so lange begleitet hat. Da kommen für mich einige negative Gefühle hoch, aber noch größer war das Gefühl der Erleichterung, als ich mir diese Entscheidung eingestanden habe. Ich empfinde es außerdem als großes Glück, mich von etwas Schönem zu verabschieden, weil es neben den vielen anderen schönen Dingen in meinem Leben gerade keinen Platz hat. Und wer weiß, was in diesem Raum, der in mir selbst durch diesen Abschied frei wird, Neues entstehen wird.

Der Blog bleibt weiterhin online. Mein Leben wird weiterhin ein Balance-Akt bleiben und ich werde weiterhin auf Instagram (und auch auf Facebook) aktiv sein.

Vielen Dank an alle, die mich hier in den letzten Jahren begleitet haben, die meine Beiträge gelesen und kommentiert haben, mir ihre Geschichten erzählt und ihre Erfahrungen mit mir geteilt haben. Vielen Dank für all die Menschen, denen ich durch meinen Blog begegnet bin und die ich in meinem Leben nicht mehr missen möchte.

Auf zu neuen Ufern.

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