8 Monate Babyglück

Ich genieße ein bisschen Baby-freie Zeit, denn Adrian macht gerade sein Nachmittagsschläfchen. Diese Mamaauszeiten werde ich in nächster Zeit wieder sehr zu schätzen wissen, denn seit letzter Woche ist die zweite Elternzeit meines Mannes, in der wir 2 Monate Familienzeit genießen konnten, vorbei. In diesen 2 Monaten ist nicht nur bei Adrian wahnsinnig viel passiert, auch bei mir hat sich einiges getan: Viele Themen sind hochgepoppt und haben nach Beachtung verlangt, was mir in meinem Mamaalltag um einiges schwerer umzusetzen fällt als früher. So ein Baby ist eben auch eine wahnsinnig gute und schöne Ablenkung! Trotzdem darf Adrian natürlich keine Ausrede sein, dass ich mich nicht ausreichend um mich selber kümmere und im schlimmsten Fall eine Helikopter-Mama werde. Es wurde also Zeit, Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Bald ist auch meine Elternzeit zu Ende

Diese Tatsache hat mich vor unserem Urlaub so richtig hart getroffen und zwar mit solchen Gedanken wie „Bald ist die Schonfrist vorbei.“ und „Dann geht’s wieder zurück ins echte Leben.“ Auf der einen Seite ist da natürlich was dran, denn es ist ein unglaubliches Privileg, dass ich aktuell so viel Zeit mit Adrian verbringen darf und mich in der Tages- und Schlafgestaltung nach ihm richten kann. Schlafarme Nächte sind einfach nicht ganz so problematisch, wenn man am nächsten Tag nicht zu einer bestimmten Uhrzeit aufstehen muss und vielleicht sogar gemeinsam mit dem Baby ein bisschen Schlaf nachholen kann. Auf der anderen Seite findet gerade natürlich trotzdem das echte Leben statt. Dieses echte Leben ist mittlerweile 8 Monate alt, 72 cm groß und wiegt 9 kg. Nichts lässt einen besser im Hier und Jetzt sein als ein Kind.

Ich habe mich in letzter Zeit gefragt, ob ich wirklich wieder so früh anfangen möchte zu arbeiten. Klar, man macht sich vor der Geburt einen Plan in Sachen Elternzeit und stellt sich das ganz easy vor, nach einem Jahr (ein Zeitraum, den viele Mamas zwecks Elterngeld in Elternzeit gehen) das Kind in die Fremdbetreuung zu geben, um selber wieder zu arbeiten. Und dann ist dieser kleine Sonnenschein auf der Welt und irgendwie fühlt sich das vielleicht nicht mehr ganz so toll an – selbst wenn man einen Betreuungsplatz hat. Da geht einem auf einmal so viel durch den Kopf und ich denke, dass es ganz wichtig ist sich darüber klar zu werden, ob und unter welchen Bedingungen man sich den Wiedereinstieg bei der Arbeit vorstellen kann.

Auch wenn es sich für mich gerade noch komisch anfühlt, dass ich bald eine berufstätige Mama bin – bislang war ich ja entweder berufstätig oder Mama -, so habe ich ein gutes Gefühl, wenn ich daran denke. Wenn ich nur Mama wäre, dann würde mir etwas fehlen. Doch heißt das eben auch, dass ich mich in der Zeit, in der ich arbeite, nicht um Adrian kümmern kann, ihn nicht beim Spielen zusehen kann, nicht erlebe, wenn er gerade in dieser Zeit etwas Neues lernt oder entdeckt. Werde ich ihn dann sehr vermissen? Oder werde ich ihn vielleicht gar nicht so sehr vermissen, weil ich wieder Spaß am Arbeiten habe, und dann ein schlechtes Gewissen haben? Es wird eben doch wieder eine ganz neue Erfahrung sein, auch wenn es eine Rückkehr zum Arbeiten ist.

Leichter wird mir diese Rückkehr auf jeden Fall dadurch gemacht, dass Adrian vorerst ausschließlich von meinen Schwiegereltern betreut wird, wenn mein Mann und ich arbeiten, und nicht gleich in die Kita muss. Er bleibt also in der Familie und bei Menschen, denen ich zu 100% vertraue. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar! Außerdem arbeitet auch mein Mann für 4 Monate in Teilzeit, wenn ich wieder anfange, sodass wir die Partnerschaftsbonusmonate vom Elterngeld ausnutzen können und dadurch mehr Zeit für Adrian haben. Ich hoffe, dass die Veränderung dann etwas sanfter wird – für uns alle.

Den inneren Kompass wieder aktivieren

Ich glaube, das beschreibt am besten, was mich in den letzten Wochen umgetrieben hat. Adrians Geburt war die Erfüllung eines großen Traums und ich habe mich von dieser Glückswelle einfach erst einmal treiben lassen – zumindest soweit mir das möglich war, denn ich musste ja auch erst einmal mit dieser großen Veränderung zurechtkommen. Mit der zunehmenden Sicherheit in meiner neuen Rolle als Mama hat die Frage nach der weiteren Ausrichtung meines Lebens wieder mehr Raum bekommen. Ich hatte das Bedürfnis, alle bisherigen Wünsche und Erwartungen auf den Prüfstand zu stellen und zu schauen, was davon noch zu mir passt, was sich noch stimmig anfühlt. Das habe ich aber leider eine ganze Weile vor mir hergeschoben, denn man weiß ja nie, was der Prüfung vielleicht zum Opfer fällt. Was ist, wenn etwas, das mir früher total wichtig war und von dem ich angenommen hatte, dass es mir nach Adrians Geburt immer noch wichtig sein würde, auf einmal völlig unwichtig sein würde? Wenn ich mich von etwas Liebgewonnenem trennen müsste, z.B. von meinem Blog? Davor hatte ich einfach Angst, auch wenn sich diese Angst im Nachhinein als unbegründet herausgestellt hat: Egal wo ich ausgemistet habe – ob in meinen Schränken zuhause oder in meinem Kopf -, der Abschied von unwichtigen Dingen viel mir leicht, wobei ich beim Ausmisten in meinem Kopf noch einiges zu tun habe. Letzten Endes bin ich immer noch ich. Warum sollte ich also auf einmal gar keine Lust haben, zu schreiben, kreativ zu sein oder Sport zu machen? Klar ist aber auch, dass sich die Prioritäten geändert bzw. verschoben haben und ich daher für manches aktuell nicht mehr so viel Zeit habe, was ich manchmal sehr schade finde.

Und so, wie ich Bestehendes auf den Prüfstand stellen musste, muss ich auch wieder in mich hineinhören, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo es in Zukunft hingehen soll, welche Träume ich mir erfüllen möchte, was mir mein Herz sagt, und wieder ins Handeln zu kommen. Mir dafür Zeit im Mamaalltag zu nehmen ist eine Herausforderung, aber ich merke jetzt schon wieder, wie sehr sich das lohnt. Jetzt muss ich „nur“ noch damit klarkommen, dass es damit ggf. etwas langsamer vorangeht (s.o.) als ohne Kind. Wobei es auch eine große Motivation ist, sich auf das Wichtige zu konzentrieren, wenn die Zeit knapper ist. Ich sage nur: Candy Crush habe ich seit dem Urlaub nicht mehr gespielt. 😉

Schon ein richtig kleiner Junge

Überhaupt geht es nicht mehr so gut, irgendwas nebenher zu machen, wenn Adrian wach ist, da er nicht nur immer mehr Aufmerksamkeit einfordert, sondern ich immer öfter aufpassen muss, dass er keinen Unfug macht. Wobei sich Unfungmachen aktuell darauf beschränkt, dass er an Orte robbt, die Tabuzone sind (z.B. zur Katzenklappe oder zum Katzenfutter), oder dass er versucht, die Eckenschutzkleber abzupulen. Noch sind es also Kleinigkeiten, aber das Wörtchen Nein hört er zur Zeit recht häufig.

Direkt nach dem Urlaub hat Adrian auch damit begonnen, sich überall hochzuziehen und zu stehen. Mittlerweile gehen auch schon ein paar kleine Schritte seitwärts, wenn er sich z.B. am Couchtisch festhält. Um zu sitzen zieht er sich i.d.R. irgendwo hoch und lässt sich dann auf den Popo plumsen oder er bleibt einfach in der Hocke. So spielt er mal auf dem Bauch liegend, mal sitzend/hockend, mal stehend mit allem, was in seine kleinen Finger kommt. Ich finde es echt toll, wie er sich schon mit sich alleine beschäftigen kann – wobei ich dabei immer mit einem Auge und einem Ohr bei ihm bin. Wenn er dann prustend am Couchtisch steht und mit seinen Händchen auf den Tisch patscht, könnte ich mich jedes Mal totlachen. Das ist einfach so süß!

Gerade im letzten Monat ist mir sein spielerischer Eifer aufgefallen, diese Leichtigkeit, mit der er Dinge immer wieder probiert. Da ist nichts verzwungen, sondern es kommt aus einem ganz natürlichen Antrieb heraus. Und er macht einfach immer weiter, auch wenn es anstrengend wird. Da schnauft er halt ganz feste und zieht sich bei der nächsten Gelegenheit wieder hoch, auch wenn es das hundertste Mal innerhalb der letzten halben Stunde ist. Ich finde das sehr inspirierend und es lässt mich hinterfragen, wo auch ich mehr von dieser spielerischen Leichtigkeit in mein Leben bringen kann. Gleichzeitig macht mir das aber auch bewusst, dass Adrian einfach kein richtiges Baby mehr ist. Es scheint immer mehr von seiner Persönlichkeit und seinem Willen durch. Ich kann euch sagen, der Schelm sitzt ihm definitiv im Nacken! Da werden wir noch viel Freude mit haben. 😉

3 Comments

  • Ach das hast du so schön zusammengefasst ♡ Als Mama ist man in allem was man tut, sagt und denkt irgendwie zwigespalten: man freut sich über alles was sie lernen und gleichzeitig weint man den winzig kleinen Füßchen hinterher, weil sie gar nicht mehr so klein sind.

    Man freut sich auf den Job, aber gleichzeitig ist man auch traurig weil man das Baby „abgeben muss. Alles ganz schön verrückt, diese Mama-Sache:-D

    Liebe Grüße
    Jenny

    • Danke dir, meine Liebe!
      Es ist echt ne verrückte Zeit, aber ich habe noch nie in so kurzer Zeit so viel über mich gelernt und war noch nie so motiviert dranzubleiben. <3

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