6 Monate Babyglück

Seit einem halben Jahr wirbelt Adrian durch unser Leben. Nicht nur er hat sich in dieser Zeit rasant entwickelt, sondern auch mein Mann und ich als Eltern und ich als Person haben einen großen Entwicklungsschritt gemacht. Daher möchte ich in diesem Beitrag die Gelegenheit nutzen, auf diese ersten Monate als Mama zurückzuschauen. Was lief gut, was war schwierig, wo habe ich mich selbst überrascht und was treibt mich immer noch um?

Aller Anfang ist schwer…

… doch dass es für mich so schwer werden würde, hätte ich nicht erwartet. Die ersten Wochen mit Adrian waren für mich der totale Ausnahmezustand – also die Art von Ausnahmezustand, mit der ich echt schwer umgehen konnte – und manchmal bin ich froh, dass sich Adrian daran nicht mehr erinnern wird. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich das nicht packen werde. Alles war so intensiv! Doch es gab natürlich keine Alternative, als diese Zeit irgendwie durchzustehen. Manchmal würde ich sie gerne nochmal erleben, aber mit der Erfahrung, die ich jetzt habe. Erstgeborene haben es in der Hinsicht echt nicht leicht: Sie müssen die Unerfahrenheit der Eltern aushalten. 😉 Doch da gibt es leider keinen Ausweg und keine Abkürzung, zumindest was die emotionale Seite angeht.

Bei allem anderen kann ich nur raten: Mach es dir so leicht wie möglich, v.a. was die alltäglichen Abläufe angeht. Wenn dich jemand bekochen oder im Haushalt helfen kann, nimm das Angebot an. Wechsel nicht bei jedem kleinen Spuckerlein deine Kleidung und die des Babys. Wenn du eine Nachsorge-Hebamme hast, lass sie so oft kommen, wie du es brauchst, und halte dir immer vor Augen, dass es nicht so tragisch ist, wenn du mal ein paar Wochen wenig Bewegung bekommst oder nicht so gesund isst.

Wenn ich mir selbst rückblickend noch einen Tipp geben könnte, dann würde ich mir raten, ein neugeborenes Baby so viel wie möglich in der Tragehilfe zu tragen – egal ob Tuch oder Babytrage (je nach Größe des Babys – manche Neugeborene sind zu klein für eine Babytrage). Das haben wir ja erst gemacht, als Adrian ca. 6 Wochen alt war und ab da wurde es wirklich viel entspannter. Das Tragen auf dem Arm ist auf Dauer viel zu anstrengend, da man dadurch selbst einfach so bewegungseingeschränkt ist. Und durchs Stillen hockt man als Mama gerade am Anfang ja eh so viel rum! In der Tragehilfe ist das Baby so gut wie immer in Nullkommanix zufrieden, schläft wunderbar und man selbst hat die Hände frei und kann sich bewegen. Klar, das Tragen in der Tragehilfe ist auf Dauer auch anstrengend und irgendwann kommt der Wunsch auf, das Baby auch mal zum Schlafen ablegen zu können (v.a. damit man sich selbst mal bequem hinlegen kann), aber fürs Ankommen auf der Welt ist das Tragen am Körper für die Frischlinge echt super.

Willkommen im Elternclub

Nachdem die ersten Wochen überstanden waren und wir uns alle in dieser völlig neuen Welt ein bisschen besser eingelebt hatten, wurde mir bewusst, dass ich jetzt Teil einer ganz außergewöhnlichen Gemeinschaft bin: Dem Club der Eltern. Ich habe mich anderen Eltern in meinem Umfeld auf einmal viel verbundener gefühlt – egal ob das die anderen Neu-Mamas aus meinem Geburtsvorbereitungs waren oder Eltern mit größeren Kindern. V.a. meinen eigenen Eltern und meinen Schwiegereltern gegenüber begegne ich auf einer neuen Ebene, seit ich selber Mama bin.

Woran das liegt? Weil man so vieles erst dann wirklich nachvollziehen und nachempfinden kann, wenn man ein eigenes Kind hat, z.B. dass sich Prioritäten ändern, dass es meist nie eine einzige Lösung für ein Problem gibt oder dass man als Eltern ganz viel improvisieren und probieren muss. Mich hat das eben auch meinen eigenen Eltern gegenüber verständnisvoller werden lassen und zu meinen Schwiegereltern ist das Verhältnis noch inniger geworden. Wir sind als Familie ein ganzes Stück näher zusammengewachsen, seit Adrian auf der Welt ist. Ein richtig schönes Gefühl!

Die Unsicherheit weicht so langsam…

… und mit ihr auch Zweifel, die mich die letzten Monate immer wieder begleitet haben. Keine Sorge: Keine grundlegenden Zweifel, ob die Sache mit dem Elternwerden eine gute Entscheidung war. Daran gibt es nichts zu rütteln! Es waren eher diese Zweifel, ob ich das alles gut genug mache: Ob ich es gut genug für Adrian mache, ob ich nicht auch doch noch mehr andere Dinge in der Zeit hätte angehen bzw. vorantreiben sollen, ob ich die Zeit richtig genutzt habe… Ach, diese ganzen blöden Perfektionismusgedanken eben, die einen dann auch in die Vergleicheritis treiben. Hätte ich vor der Schwangerschaft beruflich schon weiter sein müssen? Andere schaffen es doch auch mit einem kleinen Baby mehr auf die Beine zu stellen usw. blablabla…

Ich weiß mittlerweile, dass solche Gedanken ein Spiegel für meine Unsicherheit sind. Ich bin ja eh nicht so der risikofreudige Typ und mit ganz neuen und unbekannten Situationen komme ich erst einmal nicht so gut zurecht. Daher muss ich mir hier mal selber auf die Schulter klopfen, denn mittlerweile fühle ich mich in meiner neuen Mutterrolle sehr gut und die Veränderungen, die ich in den letzten Monaten durchlaufen habe, finde ich echt gigantisch. So schwer, wie es am Anfang war, so gut fühlt es sich jetzt an. Natürlich bekomme ich immer noch weniger Schlaf, als ich gerne hätte, und Adrian treibt mich an dem einen oder anderen Tag in den Wahnsinn. Aber ich bin manchmal von mir selber überrascht, wenn von mir ein „Ach, das wird schon irgendwie klappen.“ über die Lippen kommt, wenn wir mit Adrian vor einer neuen Situation stehen und ich eben nicht mehr das Bedürfnis habe, alles im Vorfeld komplett durchdacht haben zu wollen. Das Vertrauen zu haben, in einer neuen Situation oder in einem neuen Umfeld dann angemessen reagieren zu können, wenn es notwendig wird, ist enorm gewachsen.

Wie geht es für mich weiter?

Das Schreiben tut mir gerade wirklich wahnsinnig gut, denn auch wenn die Zweifel weg sind, so haben mich in den vergangenen Wochen andere Gedanken umgetrieben: Wo stehe ich gerade im Leben? Wie geht es beruflich weiter? Wie wird das in 4 Monaten, wenn meine Elternzeit vorbei ist? Wie wird es sein, eine berufstätige Mama zu sein und meinen kleinen Schatz nicht mehr ständig um mich zu haben? Wird mir meine Arbeit im Fitnessstudio noch Spaß machen? Wie soll es mit dem Blog und meiner Selbstständigkeit weitergehen? Kann ich allem gerecht werden?

Einige dieser Fragen kann ich jetzt einfach noch nicht beantworten und ich muss sie auf mich zukommen lassen, z.B. wie es sein wird, eine berufstätige Mama zu sein. Mit dieser Ungewissheit muss ich jetzt leben. Und was meine Rückkehr in meinen Hauptjob angeht: Da habe ich bereits Kontakt mit meinem Arbeitgeber aufgenommen, damit ich bald Klarheit habe, wie meine Arbeitszeiten und meine Aufgaben in Zukunft aussehen werden, damit auch das ganze Drumherum organisiert werden kann.

Was Blog und Selbstständigkeit angeht, spüre ich, dass ich da wieder in mich gehen muss, um mir darüber klar zu werden, was ich diesbezüglich eigentlich genau möchte. Es fühlt sich gerade zumindest für den Blog nicht stimmig an, einfach so mit Beiträgen weiterzumachen wie vor der Schwangerschaft oder jetzt „zwanghaft“ irgendwelche Mama- und Babythemen zu bearbeiten, nur weil ich jetzt Mama bin. Ich muss auf dem Blog immer zu 100%  authentisch sein, sonst fühlt es sich falsch an. Auch für meine Selbstständigkeit kann ich jetzt wieder einiges angehen, z.B. mich mit anderen zu vernetzen, um Erfahrungen auszutauschen und besser am Ball bleiben zu können, damit es nicht wieder so versandet (das ist nämlich mein Hauptproblem).

 

Je mehr ich hier schreibe, desto besser fühle ich mich und umso ruhiger werde ich. Denn eines – das spüre ich auch jetzt wieder – ist in der Zeit seit Adrians Geburt nicht passiert: Ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass ich mich verliere. Ich habe zwar gemerkt, dass ich mich in dieser neuen Welt neu einfinden und neu positionieren muss, was manchmal hinten runterfällt, weil ich dem nicht die notwendige Aufmerksamkeit schenke. Aber ich habe nicht den Kontakt zu mir verloren, was früher eine meiner größten Sorgen hinsichtlich des Elternwerdens war. Ich beende diesen Beitrag also mit der Bestätigung, dass das Schreiben mir immer noch eine große Stütze ist, und blicke mit Erleichterung auf die kommenden Monate und die Herausforderungen, die sie für mich bereithalten.

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